Heiko Jourdan – Herrenmode nach Maß
Wenn Einkaufen für Herren zum Erlebnis wird
In einem Seitensträßchen direkt in der Innenstadt von Wiesbaden versteckt sich Heiko Jourdans Herrenmode nach Maß. Sein Laden erstreckt sich über zwei Stockwerke. Mich führt er direkt in den ersten Stock. Hier berät er seine Kunden, die sich bei ihm ihre individuelle Kleidung fertigen lassen wollen. Die Umkleide ist ein komplettes Zimmer. Ich glaube, die Umkleide für eine Braut müsste auch nicht größer sein. Heiko hat eine kleine Bar mit einer Siebträgermaschine, in der er frischen Kaffee für seine Kunden brühen kann. Auch ich werde auf ein Getränk eingeladen und nehme mit ihm Platz an seinem runden Tisch mit bequemen Stühlen, die zum Verweilen einladen.
In seinem Geschäft hat Heiko unter anderem Dinge, die ihm helfen, das Eis zwischen ihm und seinen Kunden zu brechen. Ein Humidor mit Zigarren schmückt eine Ecke sowie seine kleine Kaffeebar und seine Spirituosensammlung. Natürlich lässt sich das Eis auch auf der Beratungsebene brechen, wenn sich der Kunde verstanden fühlt, aber gemeinsame Hobbies und Leidenschaften können schon sehr das Verhältnis positiv beeinflussen und die Stimmung lockern. Bei seinen persönlichen Einkäufen hat Heiko viele Erfahrungen sammeln können. Somit möchte er in seinem Geschäft alle angenehmen Erfahrungen vereinen, die ihm selbst bisher in Geschäften zuteil geworden sind.
Die Idee, ein Herrenausstatter zu werden
Heiko erzählt mir, dass er sich schon immer für Mode interessiert hat. Doch er ist nie dem neuesten Trend gefolgt, sondern hat seinen eigenen Geschmack und Stil entwickelt. In den unterschiedlichsten Städten hat er immer wieder per Zufall, aus dem Augenwinkel heraus, Kleidung entdeckt, die es ihm angetan hat. Dabei handelte es sich immer um Besonderheiten und keine 0815-Kleidung. Irgendwann kam es dazu, dass sich Heiko selbst etwas anfertigen ließ, das ganz seinen Vorstellungen und seinem Stil entsprach. Er entdeckte dabei den für ihn schnellsten und einfachsten Weg Kleidung zu finden, die ganz ihm entspricht.
Männer kaufen anders ein als Frauen
Als Heiko und ich uns im März bei der Hochzeitskooperative in Nieder-Olm kennengelernt haben, hat er mir erklärt, dass Männer anders einkaufen als Frauen und dass seiner Meinung nach Männer Männer und Frauen Frauen einkleiden sollten. Deswegen habe ich ihn diesbezüglich noch einmal befragt und er erklärte mir auch, was er mit seinem Laden erreichen möchte.
Herrenmaßkonfektion gefertigt in Deutschland
Kleidung nach Maß zu kaufen ist natürlich kein günstiges Unterfangen und gerade auch für die, die es sich eventuell nur zur Hochzeit gönnen, eine Investition auf die sie gespart haben. Bei Kleidung von der Stange ist selbst ein etwas höherer Preis noch kein Garant dafür, dass das Kleidungsstück so produziert wurde, wie es wünschenswert wäre, nämlich unter fairen Bedingungen für alle, die an der Produktion beteiligt sind. Deswegen ist es mir wichtig Heiko danach zu fragen, was er über die Produktion seiner Kleidungsstücke weiß.
Heiko kann mir auch berichten, dass Scabal in Huddersfield Yorkshire eine eigene Weberei besitzt, in der rund die Hälfte ihrer verwendeten Stoffe, hergestellt werden. Die restlichen Stoffe kaufen sie auf dem Weltmarkt zu. Dabei handelt es sich dann oft um Stoffe aus Italien und Seide, die aus China kommt. Jede Weberei hat andere Webstühle. In England werden eher dickere Wollstoffe wie Tweed gewebt, während die Italiener dünne Stoffe herstellen. Neben Firmen, die in Deutschland fertigen, arbeitet Heiko Jourdan auch mit Firmen zusammen, die in Europa fertigen. Eine davon fertigt in Slowenien und ein paar in Italien. Denn auch hier kann Heiko die Qualität zu angemessenen Preisen bekommen, die er seinen Kunden bieten möchte.
Bei all den vielen Accessoires, die sich in Heikos Laden für den Mann befinden, interessiert mich auch, woher er seine Schuhe bezieht. Heiko erklärt mir, dass bei Schuhen natürlich auch vieles für Maßanfertigung spricht, es aber dennoch seiner Leidenschaft geschuldet ist, dass er mit einem kleinen Schuhsortiment sein Geschäft komplettieren wollte. Seine favorisierte selbst getragene Schuhmarke ist Zonkey Boot. Die Schuhe werden in Italien in einer Manufaktur gefertigt. Es sind rahmengenähte Lederschuhe, die es in verschiedenen Leistenformen gibt. Heiko ist einer der wenigen Händler, die sie in Deutschland vertreiben. Außerdem hat er Schuhe der englischen Marke Barker.
Die Fertigung von Maßkonfektion
In der Maßkonfektion werden die Maßteile arbeitsteilig in einer 
Manufaktur gefertigt. Der Zuschnitt erfolgt CHD-gesteuert. Der Schnitt liegt virtuell auf einer Stoffbahn am Bildschirm und wird dann darüber optimal auf dem Stoff verteilt. Die SAP-Software überprüft, ob der Fadenlauf stimmt. Es wird also durchaus bei Maßkonfektion industriell gefertigt, jedoch gibt es große Unterschiede im Anteil der Handarbeit, bei den verwendeten Materialien und den Verarbeitungsdetails. Ein und derselbe Stoff kann auf unterschiedliche Art und Weise zu einem Kleidungsstück verarbeitet werde. Es macht beispielsweise einen Unterschied, ob der Stoff verklebt oder pikiert wurde. Demnach gestaltet sich auch der preisliche Rahmen des Endproduktes. Diese Details sind oft nicht auf den ersten Blick ersichtlich.
Da es Heiko wichtig ist, dass sich seine Kunden in ihren Maßanfertigungen wohl fühlen, ist eine seiner Hauptaufgaben herauszufinden, was Wohlfühlen für den Einzelnen bedeutet. Es gilt herauszufinden, welche Verarbeitungsform, welche Details seinem Kunden wichtig sind. Mit seinen drei verschiedenen Anbietern hat er so die Möglichkeit, alles abzudecken. Und in einem gehobenen Preissortiment trotzdem drei unterschiedliche Preisniveaus anzubieten.
Den perfekten Anzug für die Hochzeit finden
Die Modeindustrie gibt den Bräuten ihre Kleider vor. Dabei hat sich in den letzten Jahren cremefarben sehr durchgesetzt. Dadurch, so erklärt mir Heiko, wird das Hemd des Mannes auch nicht mehr in weiß gewählt, sondern in ivory. Dunkelblau als Anzugfarbe wird mittlerweile oft als hart empfunden und es wird gerne mal zu braun gegriffen, obwohl dies nie als festliche Farbe galt. Oftmals sind die glänzenden und verzierten Anzüge, die man fertig kaufen kann, günstig in ihrer Verarbeitung.
Heiko persönlich findet es schön, wenn der Hochzeitsanzug des Mannes nicht nur für einen Anlass tragbar ist, sondern auch danach noch Verwendung finden kann. Deswegen versucht er die Männer zu einem Anzug zu ermutigen, der zu mehreren Anlässen passt. So kann dieser bei einem Theaterbesuch, einer Feier oder im Büro getragen werden. Die Accessoires zaubern in dem Fall die unterschiedlichen Looks. Sie werten den Anzug auf. Gerade an seiner Hochzeit soll sich natürlich der Bräutigam von der restlichen männlichen Gesellschaft abheben und da bieten die verschiedenen Accessoires, wie zum Beispiel eine Fliege oder ein Einstecktuch, genügend festliche Ausdrucksmöglichkeiten. Wichtig ist: Der Mann soll sich nicht verkleidet fühlen und schon gar nicht an seiner Hochzeit!
Männer im Trend
Ein Trend, der Heiko auffällt, ist eine Bewegung von Männern, die sich wieder gerne schicker machen. Für ihn ist es eine angenehme Folge des Befreiungskampfs, der vor 20, 30 Jahren stattgefunden hat. Heute darf man sich schick machen. Es steht kein Muss davor und deswegen bekommen auch einige Herren wieder immer mehr Lust, sich fein anzuziehen.
Die Fliege, besonders der Selbstbinder, die Schleife sowie Hosenträger, Weste und Einstecktuch bekommen ihr verdientes Revival.
Alles kommt wieder. Was vor vielen Jahren eine Revolution war, gilt heute als Klassiker. Die Mode ist einem ständigen Wandel unterzogen. Maßkonfektion bietet da den großen Vorteil, dass sie sich dem Geschmack des Kunden anpasst. Damit unterliegt der Kunde nicht dem aktuellen Modetrend, der vielleicht nicht nur nicht seinem Geschmack entspricht, sondern auch proportionsbedingt nicht zu ihm passt.
Mich interessiert brennend bei der Gelegenheit einen Fachmann zu befragen, ob es noch Strumpfhalter gibt. Dies kann mir Heiko bejahen. Bei Kniestrümpfen werden sie jedoch nicht benötigt. Der Vorteil von Kniestrümpfen besteht darin, dass sie über die Wade gehen, somit schneiden sie nicht ein und rutschen nicht herunter. Ein nacktes Männerbein gilt als unansehnlich, außer bei Mokassins und Sommerhose. Unter der Anzughose sollte es jedoch nicht hervorblitzen. Ein Kniestrumpf lässt den Mann in keiner Lage im Stich. Selbst bei übereinander geschlagenen Beinen wird keine Haut sichtbar.
Maßkonfektion verstehen
Über Maßanfertigungen habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, aber bei Heiko kann ich so einiges dazulernen. Eine Maßanfertigung bedeutet für mich lediglich, ich suche mir meinen Schnitt aus, wähle meine Details sowie den Stoff und meine Maße werden genommen; et voila, heraus kommt ein Kleidungsstück, das perfekt sitzt.
Der Maßanzug passt sich also vollkommen dem Zweck an, für den er benötigt wird. Männer tragen gerne, worin sie sich gut bewegen und wohlfühlen können. Die meisten Männer leiden nicht gerne, um „nur“ gut auszusehen.
Bei Heiko habe ich das Gefühl, dass Mann in besten Händen ist. Er hat das nötige Feingefühl und Fachwissen für eine gute Beratung und kann aus seinen Erfahrungen heraus immer wieder bildlich darstellen, was er meint, wenn er von Schnitten und Passformen spricht.
Wusstet ihr:
Ein Mann darf heutzutage sein Sakko ausziehen. Bei einer Hochzeitsgesellschaft darf dies als erster der Bräutigam und der männliche Teil der Hochzeitsgesellschaft darf es ihm danach gleichtun.
Früher wurden Sakkos nicht ausgezogen. Dies lag daran, dass die Herren darunter kein komplettes Hemd trugen, sondern nur Manschetten und einen Krageneinsatz. Das bedeutet, wenn sie das Sakko ausgezogen hätten, hätten sie mit freiem Oberkörper dagestanden.
Eure Sabrina
*Werbung/unbezahlt
Angela H. Kneusels
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Super Beitrag!
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